Alle News

IFiF-Impulse-Vortrag: Frauen gründen anders

Prof. Dr. Veronika Kneip und Dr. Melanie Slavici vom IFiF-Projekt SiGi stellten im Rahmen der Online Vortragsreihe IFiF-Impulse die Ausgangslage und Projektergebnisse zum Thema „Female Entrepreneurship – gründen Frauen anders?“ vor. Die Aufzeichnung steht jetzt zur Verfügung.

Der dritte Vortrag „Female Entrepreneurship – gründen Frauen anders?“ der Online-Vortragsreihe IFiF-Impulse war am 5. Dezember 2023 und regte die gut 60 Teilnehmenden zu interessanten Diskussionen rund um das Thema an. Prof. Dr. Veronika Kneip und Dr. Melanie Slavici stellten sich der Frage, ob Frauen anders gründen als Männer. Das IFiF-Projekt SiGi – „Sichbarkeit innovativer Gründerinnen“ ist an der Frankfurt University of Applied Science angesiedelt.

Das IFiF-Projekt legt den Fokus auf die Gründungen von Start-Ups, vor allem im Bereich Hightech. Die beiden Vortragenden gaben zunächst einen Überblick über Zahlen und Studien zu Start-Up Gründungen. Frauen machen hier nur 20 Prozent aller Gründer*innen aus, im Bereich Hightech Start-Ups sind es sogar noch weniger. Der Gender-Gap vergrößert sich weiter, wenn die Verteilung und das Volumen des sogenannten Venture Capital (zeitlich begrenzte Mittelüberlassungen in Form von Eigenkapital) betrachtet wird. Hier erhalten reine Frauenteams nur 5 Prozent der Finanzierungen und nur 1 Prozent des Gesamtvolumens.
Gründerinnen unterscheiden sich aber auch ansonsten in vielerlei Hinsicht von Gründern – wie genau wurde gemeinsam mit den Teilnehmenden zunächst partizipativ gesammelt.

Zum Beispiel holen Frauen eher Frauen in Start-Ups, gründen häufiger allein oder in kleineren Teams, verbinden ihre Gründungen häufiger mit einem gesellschaftlichen oder ökologischen Sinn und gründen schwerpunktmäßig in anderen Branchen als Männer, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Studien zeigen, dass zum einen interne Barrieren wirken (Demand Side), indem Frauen teilweise eine höhere Risikoaversion haben und daher mögliche Gründungsideen nicht umgesetzt werden. Wenn Frauen sich für eine Gründung entscheiden, kommen zum anderen aber auch externe Barrieren zum Tragen (Supply Side), indem z.B. genderbezogene Rollenzuschreibungen bei den Kapitalgebenden den Finanzierungserfolg einschränken.

Nach Beschreibung der Ausgangslage stellten Prof. Dr. Veronika Kneip und Dr. Melanie Slavici den Projektaufbau und erste Forschungsergebnisse vor. Das Forschungsprojekt SiGi schaut sich ausgehend von dem beschriebenen Gender Gap das Thema Sichtbarkeit von innovativen Gründerinnen an und beantwortet die beiden Forschungsfragen:
1. Was behindert und was befördert die Sichtbarkeit von innovativen Gründerinnen?
2. Welche Maßnahmen sind geeignet, um die Sichtbarkeit weiblicher Gründerinnen zu steigern?

Erste Forschungsergebnisse basieren auf Expert*innengesprächen mit Medienschaffenden und Risikokapitalgeber*innen als wesentliche Gatekeeper-Gruppen. Hierzu wurden 6 Investor*innen sowie 6 Journalist*innen im Sommer 2023 befragt und die explorativ angelegten Interviews anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Um die Perspektive der Gatekeeper wiederzugeben, wurde zunächst die Multilevel-Perspektive nach Geels auf den Bereich soziale Innovationen in der Start-Up-Szene übertragen.

Für die Einordnung der Ergebnisse erfolgte dabei auf miteinander interagierenden Ebenen eine Zuordnung relevanter Einflussfaktoren, die das Gründungsverhalten von Frauen bestimmen. Zum anderen wurde ein Modell zur Rollenkongruenz aus der Forschung zu weiblichen Führungskräften mit einem Modell aus der kommunikationswissenschaftlichen Heuristik kombiniert, so dass rollenkongruentes und rolleninkongruentes Handeln auf Seiten der Gründerinnen sowie der Reaktionen der Gatekeeper auf dieses Verhalten abgebildet werden können. Rollenbezogene Erwartungsbestätigungen und Erwartungsverletzungen der Gründerinnen werden dem Modell zufolge von Seiten der Gatekeeper entweder belohnt oder bestraft.

Als Gegenüber zur Perspektive der Gatekeeper wird im Projekt auch die Perspektive der Gründerinnen abgebildet. Auf Basis von Gesprächen mit 30 Start-Ups (10 weibliche, 10 männliche und 10 gemischte Teams) sollen im Projektverlauf unter anderem verschiedene „Sichtbarkeitstypen“ der Gründerinnen, eine Medienresonanzanalyse zu Gründerinnen sowie Spezifika in Hightech-Branchen abgebildet werden. Erste Erkenntnisse zum Selbstbild von Gründerinnen verweisen darauf, dass Sichtbarkeit aus Gründerinnensicht nicht per se genderspezfisch ist und die Sichtbarkeit des Start-Ups im Vordergrund steht. Eine erste Typisierung verschiedener Sichtbarkeitstypen unterscheidet zwischen den „Feministinnen“, den „pragmatischen Strateginnen“, den „Neutralitäts-Betonerinnen“, den „Hyper-/Prekär-Visiblen“ und den „Unsichtbaren“.
Die Zuhörenden bereicherten den Vortrag mit Nachfragen zu den vorgestellten Projektbereichen und regten damit die Diskussion im Verlauf des Vortrags – auch mit Beispielen aus der Praxis – rege an.

Das Metavorhaben "Innovative Frauen im Fokus" (meta-IFiF) ist im Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. angesiedelt und wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderrichtlinie "Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation: Leistungen und Potenziale sichtbar machen, Sichtbarkeit strukturell verankern" ("Innovative Frauen im Fokus") gefördert.