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Interview mit Prof. Barbara Schwarze

Experimente zu Hause helfen Familien, Homeoffice und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen

Interview mit Barbara Schwarze, Vorsitzende des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. und Professorin für Gender und Diversity Studies an der Hochschule Osnabrück.

Prof. Barbara SchwarzeProf. Barbara Schwarze, Vorsitzende des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. 

Liebe Frau Prof. Schwarze, viele Familien stehen in Zeiten von Corona vor großen Herausforderungen: Schulen und Kitas wurden geschlossen, die Arbeit – vielfach in die eigenen vier Wände verlagert. Homeoffice mit der Kinderbetreuung zu vereinbaren, ist für viele ein richtiger Spagat – zumal Schwimmbad, Kino oder Besuch bei den Großeltern nicht in Frage kommen. Was empfehlen Sie Schulkindern und ihren Eltern als sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu Hause?

Prof. Barbara Schwarze: Experimentieren! Experimente bieten eine schöne Möglichkeit, etwas über Naturwissenschaften und Technik zu lernen und haben gleichzeitig einen hohen Unterhaltungsfaktor. Wir lernen am besten, wenn es uns Spaß macht. Das Projekt "Komm, mach MINT.", das bei dem Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. angesiedelt ist, stellt auf seiner Website eine umfangreiche Experimente-Sammlung zur Verfügung, die ich Eltern und ihren Kindern sehr empfehlen kann: www.komm-mach-mint.de/schuelerinnen/experimente 

Symbolbild Experiment

Für welche Altersgruppen sind die Experimente geeignet?

Es gibt drei Altersgruppen, die sich in der Filterfunktion auswählen lassen: bis zehn Jahre, elf bis 14 Jahre und ab 15 Jahren. Wobei die Grenzen natürlich fließend sind – auch Jüngere zeigen oft viel Spaß und Ausdauer. Wichtig finde ich, dass bei jedem Experiment eine Erklärung zu finden ist, die bestenfalls für den „Aha-Effekt“ sorgt: Warum passiert etwas? Welches Naturgesetz steckt dahinter? Und welche Beispiele gibt es dafür im Alltag?

Apropos Alltag: Lassen sich die Experimente mit Alltagsgegenständen durchführen, die man ohnehin zu Hause hat? Baumärkte oder Bastelläden haben zurzeit ja geschlossen.

Ein klares Ja! Die meisten der 75 Experimente sind mit ganz gewöhnlichen Dingen umsetzbar – wie Tasse, Teelicht, Besenstiel, Papier oder Eimer. Auch dafür gibt es ein Filter. Andere Funktionen zeigen die ungefähre Dauer der Experimente an. Auch die Themenschwerpunkte von Experimenten sind frei wählbar – dabei geht es um MINT, also um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Funktionieren die Experimente problemlos? Oder müssen Kinder und Eltern viel Geduld mitbringen, bevor etwas klappt?

Jedes Experiment – also Versuch, Probe – ist anders. Im Unterschied zur bloßen Beobachtung können und sollen einzelne Einflussgrößen im Experiment verändert werden. Das macht aber auch den Spaß daran aus: Zu sehen, wie sich beispielsweise mit Hilfe der Physik eine Münze aus einem Glas einfach „verschwinden“ lässt – je nachdem, ob das Glas mit Wasser aufgefüllt ist oder nicht. Alle Experimente, die Komm, mach MINT veröffentlicht hat, wurden übrigens von Fachleuten eingereicht – aus Hochschulen, technischen Projekten oder Verbänden.

Was ist Ihr Lieblingsexperiment?

Mit gefällt besonders das Flaschen-Trampolin, da ich dies aus meiner eigenen Kindheit kenne. Es werden nur eine Plastikflasche und ein leeres Aromafläschchen benötigt. Die Flasche wird mit Wasser gefüllt, das Glasröhrchen mit der Öffnung nach unten hineingegeben, die Flasche dann fest verschlossen. Wenn die Flasche jetzt seitlich etwas zusammengedrückt wird, sinkt das Glasröhrchen zu Boden. Dazu gibt es unter dem folgenden Link eine Anleitung und ganz interessante Erklärungen: www.komm-mach-mint.de/schuelerinnen/experimente/alle-experimente/flaschen-trampolin

Eine Frage zum Schluss: Wie geht es übrigens mit den bundesweiten Aktionstagen Girls’Day und Boys’Day weiter?

Dass sie in diesem Jahr ausfallen mussten, ist besonders bedauerlich. Denn damit fallen für Schülerinnen und Schüler viele Möglichkeiten der Erprobung von klischeefreier Praxis in Unternehmen und Organisationen weg. Das Kompetenzzentrum steht aber selbstverständlich mit der Bundeskoordinierungsstelle unbedingt zu dieser Absage, da die Risiken durch das Corona-Virus unabsehbar wären. Der neue Termin am 22. April 2021 wird aber wieder viele neue und spannende Angebote zur Berufsorientierung bereithalten.

Frau Schwarze, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Lidia Wübbelmann (Hochschule Osnabrück)

 

Barbara Schwarze ist Professorin für Gender und Diversity Studies an der Hochschule Osnabrück und Vorsitzende des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit (kompetenzz). Sie ist zudem Initiatorin und wissenschaftliche Leiterin von Niedersachsen-Technikum – einem erfolgreichen Berufsorientierungsprogramm, mit dem neun Hochschulen und rund einhundert Unternehmen Niedersachsens (Fach-)Abiturientinnen für MINT-Berufe begeistern. Schwarze engagiert sich zudem als Mitglied des Präsidiums der Initiative D21, einem bundesweiten Zusammenschluss von ca. 170 Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnikbranche, in den D21-Themenschwerpunkten "Digitale Integration" und "Digitale Kompetenz".

Das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. fördert bundesweit die Chancengleichheit von Frauen und Männern. Es bündelt Expertise aus Forschung und Praxis für die Anerkennung von Vielfalt als Erfolgsprinzip in Wirtschaft, Gesellschaft und technologischer Entwicklung. Zu seinen passgenauen Maßnahmen für die Umsetzung von Chancengleichheit und Diversity gehören wirksame Projekte und Kampagnen wie die Initiative Klischeefrei, der Girls‘Day – Mädchen-Zukunftstag, der Boys‘Day – Jungen-Zukunftstag und der Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen "Komm, mach MINT."