Alle News
Erfolgreicher ZWK-Fachdiskurs 2022 – Kommunen können Krise!
Der ZWK-Fachdiskurs der "Zukunftswerkstatt Kommunen – Attraktiv im Wandel (ZWK)" unter dem Titel "Arbeiten im Krisenmodus" am 24. und 25. November war ein voller Erfolg! Die digitale Umsetzung ermöglichte es 125 Teilnehmenden aus ganz Deutschland, sich über die Resilienz von Kommunen und mögliche sowie erprobte Strategien zur Krisenbewältigung auszutauschen.
Das Grußwort zur offiziellen Eröffnung sprach Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Prof. Dr. Martina Wegner von der Hochschule München und Christiane Knirsch, Geschäftsführerin der ZWK-Geschäftsstelle, führten durch die zweitägige Veranstaltung.
Drei Keynotes und eine Podiumsdiskussion von und mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis bildeten am 24. November einen intensiven inhaltlichen Einstieg in die Themen Fachkräftemangel, Digitalisierung, Bürgerbeteiligung, Nachhaltigkeit und Systemwandel.
Den Auftakt machte Prof. Dr. Wiltrud Terlau, Leiterin Internationales Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, zum Thema "Krisenbewältigung durch Nachhaltigkeit". Ihre Botschaft: Zukunft nachhaltig zu gestalten, muss kein zusätzliches Aufgabenpaket sein, es bietet die Chance, zukünftigen Krisen strategisch zu begegnen.
Rike Pätzold, Leiterin des Instituts für Praktische Emergenz, startete in die zweite Keynote mit der Einschätzung: "Die Welt wird komplexer und mit der Komplexität wächst auch die Wahrscheinlichkeit für Krisen und Herausforderungen. Aber wir können uns darauf vorbereiten." Durch das Anstoßen von Emergenzen und Selbstorganisationsprozessen können Kommunen Transformationsprozesse fördern, die bestehenden und zukünftigen Krisen etwas entgegensetzen können. Pätzolds wichtigste Botschaft: "Das geht nur gemeinsam. Es kann noch so unterschiedliche Ansätze geben. Eine friedliche Zukunft und genug zu essen ist immer ein gemeinsamer Nenner."
Geradezu ansteckend war der Vortrag von Eliza Diekmann, Bürgermeisterin der Stadt Coesfeld. Sie berichtete aus der Praxis der kommunalen Verwaltung und davon, wie sie seit Beginn ihrer Amtszeit daran arbeitet, "aus dem Dampfer ein Speedboat zu machen". Das gemeinsame Hinterfragen bestehender Verwaltungsstrukturen und das Ausprobieren neuer agiler Strukturen führt in Coesfeld gleichermaßen zu Aufbruchsstimmung und Zufriedenheit. "Wir wollen alle Mitarbeitenden wieder in die Situation bringen, sich mit Ihrem Wissen und vollem Herzblut einbringen zu können.", sagt Diekmann und kann sich bestätigt fühlen: Fachkräftemangel ist hier aktuell kein Thema.
In der anschließenden Podiumsdiskussion griff Prof. Dr. Wiltrud Terlau diesen Punkt direkt auf und fasste zusammen: "Mit einer interessanten Stadt, in der sich etwas bewegt, kann der Fachkräftemangel ausgeglichen werden." Dass die weichen Faktoren für nachrückende Generationen zunehmend wichtiger werden als z. B. die Bezahlung, darin waren sich alle Diskussionsteilnehmenden einig. "Nicht verbrannt zu werden ist wichtig", pointierte Rike Pätzold.
Als weiteres Themenfeld wurde in der Diskussion die kommunale Sicherheit angesprochen. Immer häufiger fühlen sich Amtsträgerinnen und Amtsträger bedroht. Marcus Kober von der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) berichtete," dass Männer und Frauen gleichermaßen betroffen sind". Kathleen Bartels, Bürgermeisterin der ZWK-Modellkommune Grabow, nahm abschließend aus der praxisnahen Perspektive Bezug zu den Themen der Diskussion.
Im Laufe der Diskussion wurde zudem mehrfach betont, dass Kommunen, trotz teilweise sehr enger finanzieller Handlungsspielräume, eine zentrale gesellschaftliche Scharnierfunktion haben und mehr Selbstbewusstsein entwickeln können.
Prof. Dr. Bernhard Boockmann, Leiter des Instituts für angewandte Wirtschaftsforschung (IAW), schloss die Diskussion mit den Worten: "Ich finde es immer gut, wenn Kommunen sich untereinander austauschen. Dieses Voneinanderlernen ist ein Prozess, der sehr produktiv ist und sehr wichtig.". Und formulierte damit den Kern des Modellprojektes Zukunftswerkstatt Kommunen und des ZWK-Fachdiskurses.
Attraktive digitale Angebote ermöglichten im Anschluss und auch am zweiten Tag einen regen Austausch der Teilnehmenden untereinander. Virtuelle Cafés und Kaminzimmer luden zum Vernetzen ein. Hier kamen auch skeptische Stimmen zu Wort: "Ist in der öffentlichen Verwaltung überhaupt Raum für Innovation?" und "Verhindert Verwaltungsdeutsch eine gelingende Willkommenskultur?".
Der zweite Tag war den 40 Modellkommunen der Zukunftswerkstatt Kommunen (ZWK) vorbehalten. Nach einem Einstieg mit Impulsvorträgen folgten fachliche und vertiefende Workshoprunden zu den Themen Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung und Partizipation, Fachkräftemangel und Integration sowie kommunale Sicherheit.
Nils Jonas von Con Vivia stellte gleich zu Beginn seines Impulsvortrags klar: "Die Demokratie ist nicht in der Krise. Sie ist im Wandel und das war sie schon immer."Und lud die Teilnehmenden dazu ein, sich in zwei Workshoprunden über die Erfahrungen mit der aktiven Gestaltung dieses Wandels auszutauschen.
In Ihrem Vortrag zum Thema "Fachkräftemangel und Integration" stellte Marina Jentsch vom Institut für Technologie und Arbeit (ITA) e. V. klar: "Haltefaktoren sind Einflussfaktoren, die dazu führen, dass Menschen gerne bleiben." In ihren Workshops wurde herausgearbeitet, dass die Voraussetzungen in den Kommunen so individuell sind, dass es keinen einheitlichen Fahrplan für Haltefaktoren geben kann. Zu den wichtigsten Faktoren gehören jedoch (fast) immer Sprachkurse, eine dezentrale Unterbringung, die aktive interkulturelle Öffnung und die Integration in den Arbeitsmarkt.
Der dritte Impulsvortrag kam von Alexandra Barth. Sie ist seit dem Jahr 2000 Geschäftsführerin des Kommunalen Präventivrats der Stadt Mainz. Ihr Thema war Aufbau und Funktion des "Städtenetzwerks Kriminalprävention". Ähnlich wie die Zukunftswerkstatt Kommunen, sieht sich das Städtenetzwerk Kriminalprävention als Lern- und Diskussionsplattform, für den kommunalen Austausch zu Maßnahmen und Strategien der Kriminalprävention.
Zum Abschluss des erfolgreichen zweiten ZWK-Fachdiskurses wurden die Themen und Ergebnisse der Vorträge, Workshops und Diskussionen mit Hilfe eines Graphic Recordings zusammengefasst und visualisiert. Die Inhalte werden nun professionell aufbereitet und anschließend im ZWK-Werkzeugkoffer zur Verfügung gestellt.