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Podiumsdiskusion: Dokumentation jetzt online

Eltern sind intensiv in den Prozess der Beruflichen Orientierung ihrer Kinder involviert und sind wichtige und auch praktisch unterstützende Begleiter*innen ihrer Kinder auf dem Weg in den Beruf. 

Grafik zur digitalen Podiumsdiskussion Eltern und die berufliche Orientierung ihrer Kinder

In der Befragung, die das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. in Kooperation mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster durchgeführt hat, wurden 1.599 Eltern vor und nach den Aktionstagen Girls'Day und Boys'Day zum Thema Berufliche Orientierung ihrer Kinder befragt. Die Ergebnisse dieser Befragung wurden am 19. April 2023 bei einer Online-Veranstaltung mit anschließender Podiumsdiskussion präsentiert und diskutiert.

Mitdiskutiert haben:

  • Anja Esser, Referatsleiterin des Ministeriums für Schule und Bildung
  • Christiane Gotte, Vorsitzende Bundeselternrat
  • Prof.in Dr.in Bärbel Kracke, Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • Oliver Sachsze, ehem. Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz und Pressesprecher bei WERTvoll macht Schule
  • Anja Treichel, Geschäftsführerin des Bundeselternnetzwerks der Migrantenorganisationen für Bildung & Teilhabe
  • Tanja Zeiner, Bundesagentur für Arbeit

Moderiert wurde die Diskussion von Sally Lisa Starken. 

Hier finden Sie die zentralen Aussagen aus der Podiumsdiskussion:

Prof.'in Dr.'in Bärbel Kracke betont, dass Eltern immer das Beste für ihre Kinder wollen.

"Sie müssen aber lernen, sich von ihren eigenen Erfahrungen zu distanzieren und ihr Kind mit seinen Interessen in den Mittelpunkt zu stellen. Das gilt auch für Akademikereltern, die unbedingt wollen, dass ihr Kind studiert."

Außerdem rät sie dazu, die gestalterischen Möglichkeiten und gesellschaftlich bedeutsamen Inhalte technischer Berufe vielfältiger darzustellen, um erfolgreich Mädchen für diese Berufsbereiche zu interessieren und sie dann auch zu gewinnen.

Durch die guten Erfahrungen in NRW weiß Anja Esser, wie wichtig es ist, die Maßnahmen für die Berufliche Orientierung gendersensibel umzusetzen. Unter anderem werden aktuell E-Learning-Angebote für Lehrkräfte entwickelt: kompetenzz.de/aktivitaeten/kibo-nrw

"NRW ist da schon auf einem guten Weg. Der Boys'Day und Girls'Day sind außerdem etablierte Angebote und so eingebunden in den Schulen, dass sie für alle nutzbar sind."

"Eltern müssen zudem keine Experten für bestimmte Berufsbilder sein! Wenn sie offen sind, können sie eigentlich nichts verkehrt machen."

Tanja Zeiner ergänzt, dass die Bundesagentur für Arbeit in Zusammenarbeit mit Schulen mittlerweile Online-Elternabende zur Studien- und Berufswahl anbietet und Kolleginnen und Kollegen auch vor Ort in den Schulen beraten. Einige Materialien für die Berufliche Orientierung sind zudem mehrsprachig abrufbar:

planet-beruf.de/schuelerinnen/einsteigen

abi.de/unterstuetzung/start-in-deutschland

"Eine Kombination der Maßnahmen, von Beratung, über Berufswahltests und Praktika ergeben ein rundes Bild für die Berufliche Orientierung." Eltern gibt sie gern als Motto mit auf den Weg: Begleiten statt bevormunden!

"Für Eltern mit Bildungsbiografie aus einem anderen Land ist das Bildungssystem in Deutschland schwer zu durchschauen und Berufsbilder teilweise schwer zu verstehen", gibt Anja Treichel zu bedenken. Diese Eltern müssten gestärkt werden, damit sie ihre Kinder unterstützen können. 

Allein die Migrationsgeschichte bedeute jedoch nichts. Viel entscheidender sei der eigene Bildungshintergrund. "Mehrsprachigkeit sollten wir als Ressource betrachten."

Christiane Gotte fragt, wie wir Eltern erreichen können, die wir sonst kaum erreichen.

Andererseits sollten Kinder nicht mit den eigenen Vorstellungen unter Druck gesetzt werden. "Wir sollten schauen, wo die Stärken unserer Kinder liegen. Und vor allem müssen wir mit ihnen im Kontakt bleiben."

Oliver Sachsze ist der Meinung, dass die Berufliche Orientierung viel früher starten sollte. Ab Klasse 5 z. B. könnten schon unterschiedliche Betriebe besichtigt werden. "Das Schulgebäude auch mal zu verlassen und praktische Erfahrungen zu sammeln ist was ganz anderes, als sich in der Schule berieseln zu lassen. Die Motivation ist eine ganz andere, wenn man wirklich mal rauskommt."

Außerdem sollte die Denkweise: Wer auf die Realschule geht, macht eine Ausbildung, wer aufs Gymnasium geht, studiert, dringend aufgelöst werden!

Einig sind sich alle Diskutant*innen darin, dass eine gute Vor- und Nachbereitung sowie Reflexion der Praxiserfahrungen extrem wichtig sind. Viele berufsrelevante Erfahrungen würden in der Schule kaum aufgegriffen und geklärt, was die Jugendlichen beruflich einmal damit anfangen können.

Als Good Practice für Eltern in der Schule wird noch eine Praktikumsbörse vorgeschlagen. Beim ersten gemeinsamen Elternabend würde abgefragt, wer von den Eltern in welcher Branche einen Praktikumsplatz anbieten oder einen Vortrag in der Klasse zu seinem Beruf halten kann.

Die Broschüre zur Elternbefragung kann hier heruntergeladen werden:

Broschüre: Eltern und die Berufliche Orientierung ihrer Kinder

Weitere Statistiken und Evaluationsergebnisse

Die bundesweiten Koordinierungsstellen des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags und des Boys'Day – Jungen-Zukunftstags sind im Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. angesiedelt.